Der nächste große Punkt auf unserer Bucket List: „Salar de Uyuni“ in Bolivien, größte Salzwüste der Welt, berühmt für seine surrealen Landschaften und bescheuerten Touri-Fotos. Als bekanntermaßen große Liebhaber des „Bescheuerten Touri-Fotos“ können wir uns diese Gelegenheit unmöglich entgehen lassen, vor allem wenn man schon mal „in der Gegend“ ist. Wir steigen also in den nächsten Bus von Arequipa nach La Paz.
Nur 20h Stunden später erreichen wir El Alto, das Armenviertel von La Paz. Mittlerweile größer als La Paz selbst und mit dem Status einer eigenständigen Stadt empfängt es die Busse aus dem Norden mit einer atemberaubenden Aussicht. Auf 4100 Meter Höhe überblicken wir das komplette Tal vor uns, von allen Seiten eingeschlossen von hohen Bergketten und komplett ausgefüllt von einem gigantischen Häusermeer. Aus der Ferne sieht man wie sich auf der anderen Seite die Ausläufer der Stadt den Berg wieder hochwinden und sich dabei fast organisch in die Landschaft einfügen. Hier wurde wirklich jedes bisschen Platz genutzt, der Kessel scheint aus allen Nähten zu platzen.
Apropos Kessel, als sich unser Bus im Feierabendverkehr die engen Gassen Richtung La Paz hinunter schiebt fühlen wir uns gleich wie daheim („wie Schdurgert im Herbscht“). Außerdem stehen am Straßenrand hunderte Menschen und schauen erwartungsvoll als würde gleich der Papst vorbeikommen. Wir winken und freuen uns, wär doch nicht nötig gewesen so eine Begrüßung. War dann leider doch nicht für uns, kurz darauf kam tatsächlich der Papst vorbei.
In La Paz wohnen wir bei der Familie einer Freundin, wir kommen in den Genuss bester bolivianischer Gastfreundschaft, erkunden die Stadt und genießen ein paar Tage unser „home away from home“.
Um uns einen Überblick zu verschaffen fahren wir wieder nach El Alto, diesmal aber mit dem „Teleférico“, der Seilbahn der Stadt (made in Österreich). Es ist ungewohnt aber lustig mitten in der Stadt in eine Berggondel zu steigen, hier ist es zu einem wichtigen Transportmittel geworden um den verstopften Straßen zu entgehen.
Wir brauchen etwas um uns an die Höhe zu gewöhnen und die Temperaturen Marke „Deutscher Herbst“ sind auch nur Vorboten was uns weiter südlich noch erwartet. Deshalb decken wir uns in der Touristenstrasse Sagarnaga gleich ordentlich mit Alpakastrickware aller Art ein. Neben den typischen Souvenirs gibt es hier noch einen Markt mit Dingen des täglichen Bedarfs wie zum Beispiel Baby-Lama-Föten, Schlangenhäute und diverse Liebes- und Verwünschungstränke. Der „Witch market“ ist eine morbide Attraktion für Touristen, dabei handelt es sich hierbei um traditionelle bolivianische Bräuche, die immer noch praktiziert werden. Ein Brandopfer für Pachamama („Mutter Erde“) hat noch nie geschadet. Dies glaubt man hier bis heute, vor allem wenn man plant ein Haus zu bauen oder ein Geschäft zu eröffnen.
Wir fahren über Nacht in das Städtchen Uyuni, von dort bucht man die 3tägigen Trips, die einen bis runter in die Atacamawüste an der Grenze zu Chile führen. Die Tatsache, dass nachts die Scheiben des Busses von Innen massiv zugefroren sind und wir bitterlich frieren, obwohl wir bereits alles anhaben was wir besitzen, lässt uns ahnen was uns erwartet. Als wir morgens um Sechs Uhr in Uyuni aus dem Bus kriechen stehen die Überfallkommandos der Tour-Agencies schon bereit. Wir entscheiden uns für den Erstbesten, es ist einfach zu kalt um lang zu diskutieren. Zielsicher haben wir den brasilianischen Touranbieter erwischt und so landen wir mit „the Brasilian Squad“ und Bernardo, dem langsamsten Fahrer aller Zeiten in einem Jeep. Die Mädels vom Zuckerhut können ganz gut Englisch, vor allem eine von Ihnen wirkt sehr amerikanisch. Als ich sie darauf anspreche, stellen wir fest, dass wir am exakt selben Ort Aupair waren und sogar die gleiche Anleiterin hatten. Welt und Dorf und so….
Wir fahren durch abgefahrene Natur, Eisenbahnfriedhof, Kaktusinsel, Salzebene, alles schon hundertfach auf Fotos gesehen, im Original aber einfach nur beeindruckend. Auch die Tatsache dass neben unserem noch 20 weitere Jeeps stehen tut der Schönheit keinen Abbruch. Die surrealen Landschaften erinnern an Science Fiction Filme, die verschiedenen Lagunen an expressionistische Gemälde auf Acid und hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Wir sehen Flamingos und können unser Glück kaum fassen. Und natürlich: Fun Fun Fun-Fotos!!! Da wird einem warm, trotz nächtlichen Temperaturen von -25 Grad. In Matratzenlagern ohne Heizung.
Wir haben großes Glück, denn wir haben von unseren lieben Gastgebern in La Paz Schlafsäcke bekommen. Außerdem habe ich eine Wärmflasche dabei und frage in jeder Dorfküche nach „aqua caliente“. Unsere brasilianischen Girls haben nur die leichten Decken vor Ort und sind am Ende alle krank. Mal abgesehen von der Kälte sind die Unterkünfte aber tadellos. Wie wir später erfahren haben wir das unserer kleinen Schnecke Bernardo zu verdanken. Die Fahrer steuern die billigen und dreckigen Unterkünfte zuerst an, da sie ein gewisses Budget haben und den Rest behalten dürfen. Aufgrund Bernardos unterirdischem Tempo hat der Gute keine Chance und wir sind mit unseren Schlafplätzen sehr zufrieden. Am Ende geben wir Trinkgeld und als Bernardo mich im Touroffice überschwänglich küsst wird uns klar dass er wohl nicht so oft was zugesteckt bekommt.
Mit „the brasilian squad“ haben wir viel Spass. Bei Manu Chao bebt der Jeep und im Salzhotel, in dem der Touranbieter wohlweislich einen Wein sponsort, trinken wir es uns einfach gemeinsam warm. Interessant auch dass Michi ab einem bestimmten Alkoholpegel fliesend portugiesisch spricht und über Korruption im Fußball referiert….Am letzten Tag der Tour fahren wir morgens um 6 Uhr zum Sonnenaufgang heiße Quellen an. Bei Außentemperaturen im Minusgradbereich passen wir Mädels, Michi und unser einziger männlicher Brasilianer wagen sich tatsächlich rein und sind danach ganz euphorisch. Sie berichten aber auch, dass ein anderer Badegast seine nasse Badehose kurz im Freien hat liegen lassen und die dann zu einem Brett gefroren war…
An der chilenischen Grenze überlassen wir unsere Chicas einem fürchterlichen Sandsturm und fahren mit Bernardo und den Hits der Scorpions auf spanisch sieben Stunden zurück nach Uyuni. In dem kleinen Städtchen fegt mittlerweile auch ein heftiger „wind of change“ durch die Gassen. Ein anderer Tourist erzählt uns, dass bei seinem Jeep der Wind die Tür abgerissen hat und er diese nun bezahlen muss. Dann lieber frieren….
Hinkommen:
Mit dem Nachtbus aus La Paz. Nicht den teuersten nehmen (Todo Tourismo, 35 €), sondern direkt am Busbahnhof das Ticket kaufen (17 €). Alle Busse sind gleich schlecht und das versprochene Wifi funktioniert nie. Undbedingt warme (!) Sachen mitnehmen, die Busse haben fast nie Heizung (auch wenn es versprochen wird).
Unterkommen:
Es gibt billige einfache Hostels in Uyuni, braucht man aber nicht. Wenn man morgens aus La Paz ankommt kann man direkt mit der Tour beginnen und nach der Tour auch gleich zurück bzw. weiterfahren.
Tour:
Auf jeden Fall vor Ort buchen, viel günstiger als in La Paz! Die Touranbieter erwarten einen schon bei der Ankunft. 3 Tage/2 Nächte dauert die Tour, preislich und qualitativ sind alle gleich. Wir haben bei Thiago Tour gebucht (ca. 700 Bolivianos/90 €), man weiß vorher aber eh nicht wo man landet, da die Agencies die Gäste untereinander verschachern um die Busse vollzupacken. Mann kann die Tour auch als One-Way-Tour Richtung Chile machen oder an der chilenischen Grenze anfangen und nach Norden gehen.
TIPP:
Aus der Tour-Agency einen Spielzeug-Dino mitnehmen, unverzichtbares Accessoire für bescheuerte Touri-Fotos 🙂 Zumindest im Winter Schlafsack nicht vergessen! Und den Fahrer rechtzeitig an die versprochene Flasche Wein erinnern…;-)
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